Offene Geomantiegruppe trifft sich in Gletsch. In einer Schlaufe gewandert, erst zum Furkapass, dann zum Rhonegletscher.

Sonntag 17. September:

Treffpunkt im «Hotel Glacier du Rhone» in Gletsch, bis um 9 Uhr sind alle eingetroffen. Das altehrwürdige Hotel hat seine besten Tage schon länger hinter sich – so wie sich auch der Rhonegletscher, aus dem Sichtfeld diese Ortes entzogen hat. Trotzdem, es ist ein grosses Haus mit einer speziellen Geschichte, welche uns auch durch den Tag begleiten wird.

Teilnehmer:
Sandy Stewart, Daniela Niederhauser, Sonja Stucki, Petra Züger, Nadine Constantin, Andrea und Daniel Kormann, Michael Walthert, Franz Josef Bieri, Christoph Luginbühl, Stephan Meyer

Michael und Petra haben diesen Tag organisiert, und uns instruiert, was wir alles im Rucksack eingepackt haben sollen. Der Plan sieht vor, uns körperlich zu bewegen – und von Gletsch (1757 m.ü.M.) aus, auf dem Wanderweg erst zum Furkapass (2429 m.ü.M.) zu wandern. Dann von dort hinüber zum Rhonegletscher beim Belvédère, wo wir ein Ritual mit einem Feuer machen wollen. Dazu bringen wir Holzscheite, Kräuter von zu Hause und ein Glasfläschli mit.

Der Petrus ist wohl wieder mit von der Partie, ist doch die Wetterlage wieder einmal so, dass der «Regen» im Auge behalten werden sollte! Unser Thema «Wasser» nimmt er wohl schon sehr ernst ;o)

In den vorerst nebelverhangenen Hängen über dem Talboden von Gletsch, wandern wir erst neben, dann zwischen der Furkapassstrasse und dem Geleise, der wieder aufgebauten Dampfbahnstrecke. Die Sonne drückt immer mehr durch, wir kommen ins schwitzen. Und die Sicht zum ehemaligen Gletscherabsturz wird frei, das Hotel Belvédère wird frei, und der Sturzbach der Rhone, oder Rotte, wie sie im Oberwallis genannt wird, ist sehr imposant.

Bei der Oberalpenstafel, queren wir die Passstrasse, die nun auf dem gegenseitigen Hang emporschlängelt. Wir gehen weiter auf dem Wanderweg entlang des Muttbaches, bis zum Halte – und Kreuzungspunkt der Dampfbahn «Station Muttbach Belvédère» auf 2118m. Dort werden wir von einem bellenden Hund empfangen. Von weit her markiert er sich als Chef einer Schafherde, welche er voll im Griff hat. Kein Mensch sonst weit und breit. Ich bin sehr beeindruckt von diesen Herdenhunden, machen sie doch nur soviel Aufhebens, wie nötig ist. Schön, dass hier im Oberwallis auch wieder Herdenhunde ihre Berufung leben dürfen.

Hinter der Station, bei ehemaligen Materialgebäuden machen wir einen grösseren Rast, versuchen dem kalten Wind auszuweichen. Sind wir uns doch nicht mehr gewohnt, von der kalten Temperatur umweht zu werden, nach einem so herrlich warmen Sommer!

Während unserer Rast werden wir unvermutet eingeladen, zu einem Schauspiel, welches eigentlich aus einem früheren Jahrhundert stammen könnte: Die Dampfbahn mit drei blauen Passagierwagen schnauft von Gletsch her hoch zur Station, und hält an. Pro Wagen hat es mindestens einen Kondukteur. Kurz danach fährt aus dem Tunnel von Realp her, ein weiterer Dampfzug heran, mit drei roten Wagen. Auch dieser hält an der Station, und einige Passagiere steigen aus um das Ganze bildlich und filmlich festzuhalten – so wie ich auch! Einer der Zugbegleiter marschiert zur Weiche, welche er von Hand umstellen muss, damit der blaue Zug, die Weiche richtig fahren und in den Tunnel nach Realp abdampfen kann.

Uns zieht es weiter, wir haben den steilen Hang des Rossbodens vor uns, der uns nochmals zum schwitzen und zum schnaufen bringt. Ein wunderschöner schlängelnder Weg bis zur Furkapasshöhe hinauf.

 

Auf der Furkapasshöhe treffen wir wieder auf die reale Zivilisation von heute – mit dem brummenden Verkehr von Autos und Motorrädern.

Ein Pärchen mit bepackten Velos machen hier kurz Rast und kleiden sich warm und windgeschützt an, um die Strasse nach Andermatt hinunter zu fahren. Ihr Ziel soll Indien sein?

Von der Furkapassstrasse weg, zieht unser Weg als Höhenweg, über der Strasse nach Belvédère hinunter, Richtung Westen, nun definitif zum Rhonegletscher hinüber. Nach ein paar zusätzlichen Höhenmeter, wo ich sicher weiss, es geht nicht mehr höher hinauf – ist «handshake» und umarmen angesagt – so wie es ein übliches Ritual auf dem Gipfel ist!

Der kurze Mittagsrast mit der herrlichen Aussicht über das Rhonetal bis ins Obergoms hinunter, lässt uns das bald eintreffende Ereignis mit dem Gletscher, ungeduldig werden – es zieht uns förmlich dahin!

Und dann ist es soweit – wir erreichen etwa 150m oberhalb des Belvédère, die Felsen und Seitenmoräne des Rhonegletschers.

Welch phantastischer Ausblick präsentiert sich vor unseren Füssen! Und dass Petrus uns gut gesinnt ist, beweist er, mit dem Aufreissen der Wolken über dem Gletschermassiv, welches uns ermöglicht, die ganze Kraft und Pracht auch bildlich einzufangen.

Einige Momente lassen wir uns von dieser enormen Kraft bewegungslos niedersetzen. Jede und Jeder spürt diese geballte Energie des Gletschers und die Herrlichkeit des Panoramas. Welch kleine Figuren im Spiel der Natur sind wir doch!

Etwas weiter unten an dem Möränengrat ist der Stein des «Vierquellenweg» Dort treffen wir alle wieder zusammen, nachdem auch die letzten nach ihrem Verhalten und dem Verarbeiten der Gefühle am oberen Punkt losgelassen haben.

Hier möchte Michael die Einstimmung machen, welche Christoph vorgeschlagen hatte. Wir umkreisen den Stein, so gut als möglich, und stimmen uns mit den Worten von Christoph ein, auf den kraftvollen Ort am Rhonegletscher.

Das eigentliche Ritual für den «Geburtskanal» des Gletschers, soll unten am See stattfinden. Wir begeben uns zum Parkplatz des Belvédère hinunter, wo wir vorsorglich zwei unserer Autos parkiert haben, die uns alle danach wieder nach Gletsch hinunter transportieren.

Beim Eintreffen auf dem Parkplatz, wissen wir noch nicht, dass uns eine spezielle Situation von «Macht und Profit» uns «in den Weg» stellen wird. Michael und Petra haben bei der Rekognoszierung nicht mitbekommen können, dass der «offizielle» Eingang durch den Kiosk, zum Gletscher, bzw. zur Gletscherhöhle, nur über das Bezahlen des Eintrittes möglich ist. Etwas ungehalten wird mit der «alten Dame» diskutiert, dass wir ja nicht in die Eishöhle wollen, sondern nur an den Gletschersee hinunter. Diese «griesgrämige» Frau wollte partout nicht nachgeben, sagte noch etwas über «typisch Schweizer, die reklamieren immer, alle Ausländer bezahlen ohne Probleme zu machen».

Der Gletscher sei «Privatgelände» darum müssen alle zahlen. Hier wäre nachzuforschen, ob dies überhaupt geht. Der Gletscher ist sicher nicht Privat. Nur der Zugang zur Eishöhle ist begreiflicherweise mit Eintrittsgeld zu berappen.

Diese kleine Episode ist für mich die Karikatur unserer Gesellschaft – mit dem Tourismus wird «Profit» gemacht, und wer sich nicht daran halten will, spürt die «Macht» derer, welche hier «schon ewig» den Profit des schrumpfenden «Naturereignisses», welches bald nicht mehr «zu Buche» schlagen wird, wenn der «motorisierte Badilettentourist» nicht mehr nur ein paar Meter zum «Sensationseffekt» laufen kann.

Ich sehe hier einen wichtigen Aspekt unseres Bewusstseinswandel – unsere Gruppe hat sich in Stunden des Wanderns an die Nähe des Gletschers heranbemüht, um ihm damit einen gebührenden Respekt zu erweisen. Welcher sich mit dem Spektakel der plötzlichen Sicht auf den Gletscher, uns atemlos und sprachlos machte. Dies erleben diese «Badilettentouristen» nie so. Es wird Zeit, dass wir eben diesen Respekt der Natur gegenüber immer bewusster werden und diesen Respekt weiter verbreiten.

Gleichzeitig ist es für uns, gerade mit diesem Erlebnis, ein weiteres Lehrstück, dass wir einen eigenen Plan anpassen können oder müssen. Vielleicht ist es Demut, zu spüren, dass der geplante Ablauf angepasst werden muss oder sollte. Auch wenn wir es gern so gehabt hätten, dass wir das Ritual mit dem Feuer und dem Chessi, mitten in den Touristen und den vom Gletscher herunter kommenden Berggängern, gefeiert hätten. Den meisten der Gruppe, war es sehr unwohl, am Gletschertor und vor dem See, ein Feuer zu entfachen, welche auch unter den Blicken von Angestellten des Unterhalts von statten gehen würde.

Michael musste sich schweren Herzens von der Gruppe überzeugen lassen, dass wir das Feuerritual andererorts, in Gletsch unten machen sollten. Indem wir alle unsere Kräuter hier am Gletscher in das Chessi legten und ein paar Eisbrocken dazu zum schmelzen, verabschieden wir uns vom Gletschertor des Rhonegletschers.

Wir wagten einen Blick unter das Eis, bevor wir uns auf den Rückweg machen…

… und staunen über die Felsen, welche vom Gletschereis so dermassen über die Jahrtausende abgeschliffen wurden, dass sie einem Babypopo Konkurrenz machen könnte…

Andrea und Daniel: «Für uns persönlich war der kurz hinter uns ins Tal hinunter kletternde Steinbock noch ein wunderbar sinniges Zeichen. Dort wo uns vorher die „alte Dame“ begegnete, gab uns die Tierwelt nach dem Ritual beim Gletscher einen Gruss.

Steht die Denkweise des Archetyps Steinbock doch für starrsinnig, unbeweglich, dogmatisch, altmodisch etc. und in erlöster Form für Klarheit, Ausdauer, Reinheit, Konzentration, Verantwortungsgefühl. Möge uns die Transformation in uns und um uns gelingen.»

Wir fahren alle zusammen, mit den bereit gestellten Autos hinunter. Inzwischen hatte Petrus den Wasserhahnen im Himmel geöffnet und es nieselte immer stärker. Wir Sommergeprobten Leute erschrecken über die Temperaturwarnung der Autoelektronik – es ist unter 4 Grad!

 

In Gletsch angekommen suchen wir einen geeigneten Ort, um unser Feuerrituel doch noch gebührend gestalten zu können. Etwas Rottenaufwärts findet sich eine freie, flache Kiesstelle, wo wir das Holz aufschichten für zwei Feuer. Eines für das Chessi mit den Kräutern darin.

Petrus ist wirklich ein Dramaturgie-Regisseur, hat er zum Regen auch noch ein kalter Wind vom Obergoms herauf dazu gesellen lassen. Einige von uns sind schon fast so eisig wie der Gletscher oben!

Daniel spricht in weisen Worten zum Ritual am Feuer mit dem Kräuterchessi. Es ist an uns, die Natur vollends zu respektieren, und haben zu begreifen, dass die Natur einfach ist! Es ist an uns zu begreifen, dass wir nicht einfach etwas bestimmen können, um es der Natur aufzuzwingen. Wir sind diejenigen, welche von der Natur die Zeichen bekommen und verstehen lernen sollten, auch wenn sie noch so surreal verrückt, aber ebenso völlig harmlos banal sein können. Es ist unsere Erwartungshaltung, welche uns manchmal ein «Resultat» als unerfüllt darstellen lässt – obwohl genau dieses «Unerfüllte» gerade das Lehrstück sein kann.

Wir danken aus tiefstem Herzen – für diesen Tag, für dieses Lehrstück, welches uns der Rhonegletscher und seine Umgebung, uns gezeigt hat.

wir danken Michael und Petra – von Herzen, dass sie uns an diesem Tag führten, an dieses Lehrstück heran. Ihr habt für einen unvergesslichen Tag gesorgt, habt den Petrus in die Pläne miteinbezogen ;o) so dass wir einen spannenden Naturspiritfilm drehen könnten. Alle haben auf ihre/seine Weise, besondere Gefühle gehabt und eigene Erlebnisse an diesem Tag, welche für Jede und Jeden von uns von Bedeutung ist und uns weiter bringen – als Einzelnen und in der Gruppe!

Ich danke Euch Allen für das Mitmachen und das Vertrauen – so ist dieser Tag ein weiterer Tag der offenen Geomantie, welcher uns als Gruppe weiterbringt! Für Jede und Jeden Einzelnen sind es wieder einige Seiten im Buch des «Wissens» der Natur und des spirituellen Weges. Unsere Erfahrungen werden wir behutsam in uns tragen, austauschen und weitergeben. Dereinst können diese Geomantietage, ein wichtiger Baustein sein, an einem anderen Ort, zu anderer Zeit, an einem kleinen Projekt oder es steht für etwas Grösseres. Wir wissen es nicht, und erwarten es auch nicht!

Wir freuen uns auf die nächsten offenen Geomantietage und der Austausch in der Gruppe! Jeder Tag bringt uns weiter, persönlich, in der vernetzten Gruppe, ob jetzt aktiv dabei oder nicht, spielt keine Rolle – die Verbindung zählt! Lassen wir uns überraschen von allen diesen Treffen und Tage – wir tun es aus tiefstem Herzen – und dies spüren alle Wesen hier und dort!

mit herzlichen Grüssen

Stephan Meyer