Offene Geomantiegruppe trifft sich in Maloja. Erstes Ziel, die Dreiwasserscheide am Lunghinpass. Am zweiten Tag, über Muottas Salacina zum Lägh da Cavloc.

Freitag 1. Juli:

Treffpunkt Sporthotel Maloja, um 19 Uhr sind pünktlich alle eingetroffen. Weil der Herr Uffer vom Sporthotel alleine ist, bemühen wir ihn nicht und haben im «Schweizerhaus» zum Essen reserviert.

Der Abend schritt schnell voran, ein feines Essen und Tröpfchen und die tollen Gespräche trugen dazu bei, dass wir in Kombination mit der ungewohnten Höhe, ziemlich müde in die Betten fielen.

Teilnehmer:
Sandy Stewart, Daniela Niederhauser mit Housi und Julien, Marlène Meli, Petra Züger, Ursula Meyer, Michael Walthert, Franz Josef Bieri, Martin Spörri, Christoph Luginbühl, Stephan Meyer

Samstag 2. Juli:

Die Apps der Wetterdienste hatten am morgen viel zu tun! Um 7.30 waren schon alle am Morgenessen. Das Wetter am Malojapass spielte mit unserer Entscheidungsfindung, wann wir losmarschieren sollten.

Am grossen Morgenessentisch entscheiden wir, den Abmarsch auf 10 Uhr zu verschieben. Eine Regenzone, welche ich auf dem wetterapp gesehen hatte, zieht vom Bergell her durch. Schon um halb zehn ist die Wolkenbank vorbei, der Piz Lunghin wird wieder sichtbar.

Um viertel vor zehn stehen wir in der Sonne auf dem Parkplatz und gemeinsam wandern wir los. An der Passstrasse entlang gehen wir nach dem Hotel Lunghin, über die Strasse und verlassen Maloja auf dem Wanderweg zu den Häusern von Pila.

In Pila sehen wir den Wasserfall des Inn (En), weit über den Häusern. Wir gehen ein kleines Stück hinunter zum Bach En und überqueren in erstmals. Dann geht es in vielen Serpentinen hoch, durch üppige Flora des Bergsommers, der erst vor kurzem begonnen hat.

Je höher wir uns bewegen im hin und her des Zikzak-Weges – mit bester Yin / Yang Schwingung, desto mehr sehen wir von der weitoffenen Landschaft des Oberengadins und ins Bergell hinunter, sofern die von dort heraufziehenden Wolken den Blick freigeben.

Immer wieder kurze Pausen gönne ich der Gruppe, um zu verschnaufen und zu trinken, es ist schwülwarm. Obwohl ich gerne zeitig voran kommen will, möchte ich sie nicht überfordern. Es bringt ja auch nichts. Das ist ein Teil meiner heutigen Aufgabe, als Leiter dieser Tour, die Mischung zu finden, von fordern und geniessen können für alle, trotz dem drohenden Wetter. Und vor allem zu vertrauen, dass es gut kommt!

Auf 2300m kommen wir in eine flache Talmulde, überqueren wieder den En, kurze Fototime, ich ziehe weiter, möchte hinten über der Talmulde eine Pause machen. Von da haben wir eine schöne Aussicht über das bisher schwitzend Geleistete.

Nochmals eine Steilstufe, dann erreichen wir grosse abgeschliffene Felsstufen, wo wir den Lunghin-See erblicken. Er ist noch fast ganz mit Eisschollen bedeckt, vor allem auf der Bergseite hin. Von hier sehen wir erstmals zum Pass Lunghin hin. Es hat viel mehr Schneefelder als im Vorjahr. Dies hat den Vorteil, direkte Linie über den Schnee zu stampfen, sofern er uns auch trägt.

Auf den abgeschliffenen Felsen am See machen wir Mittagshalt, noch in der Sonne, oben könnte es eher windig und kälter sein. Eine Gruppe Steinböcke entdecken wir in 500m Entfernung, die sich sonnen auf einem Bergkamm.

2500m beginnt der Sommer sobald der Schnee vergangen ist. Eine ganz kurze Phase von Frühlingsflora, die schnell abgelöst wird von den artenreichen und farbenprächtigen Bergblumen des kurzen Sommers auf dieser Höhe.

Nach einer für die Meisten kurzen Mittagspause, machen wir uns wieder auf den Weg. Das letzte Teilstück führt uns nun meist über den Schnee. Die Schneedecke trägt uns gut, nur bei den Übergängen zu aperen Stellen, ist er weich und wir versinken knietief. Ich bin für eine gute Routenwahl besorgt, so dass die Schneefelder uns tragen und wir ziemlich diretissima zum Pass stapfen können.

Ich halte mich etwas links vom Pass, so erreichen wir den Kamm etwa hundert Meter links über der Passhöhe. So sehen wir speziell – dass Der Dreiwasserstein im Umkreis von etwa 10m kein Schnee mehr hat.

Nach einer kurzen Erholungsphase, wo wir verschwitzt den Durst stillen, ziehen wir uns wärmer an, denn es zieht kalt, wie geahnt vom Septimer her herauf.

Noch scheint zwischendurch die Sonne, doch wir sind angehalten, möglichst bald zum Dreiwasserstein zu gehen und uns mit den drei Wassern zu beschäftigen.

  • Einstimmung und Verbindung durch Christoph
  • Zettel verbrennen, in vorbereiteter Steinpyramide windgeschützt
  • Von Sandy 6 Karten mit den I Ging Zeichen, auf drei Steine malen und in die drei Richtungen der Flüsse legen
  • Gemeinsame Lichtsäule und um den Dreiwasserstein
  • Glocke von Michael, geläutet nacheinander
  • Es ist absolut windstill und keine Geräusche rundherum – magisch!
  • Herzpunktstein von Michael in die Vertiefung des Dreiwasserstein gelegt. (Bleibt dort)
  • Aarewasser von Petra in die Mitte eingefüllt, damit es in die drei Richtungsspalten der Flüsse abfliesst
  • Nochmals Händehaltend Dankbarkeit ausdrückend rundherum und mit dem dreifachen YES ist das Ritual beendet.
  • Umarmung aller miteinander – einfach sehr berührend und kraftvoll, das Gefühl von Eins sein und des Urvertrauens gegenüber der Natur!
  • Eine einzelne Frau, welche plötzlich auftauchte, während dem Ritual, macht von uns die Gruppenfoto.

Meine Gedanken zu dem Platz:

Ich bin sehr gerührt und unendlich dankbar, mit euch GeomantInnen hier zu «meinem» speziellen Platz kommen zu dürfen! In den Bergen, speziell im Engadin, fühle ich mich der Natur und ihren Gesetzesmässigkeiten sehr nah, und geerdet. Ich spüre eine kraftvolle Energie, welche wenig durch «Zivilisation» gestört wird. Ich kann mich sehr gut auf das «sein» in solcher Umgebung einstellen. Demnach habe ich für mich die leise Ahnung, dass zu viel Ablenkung der «Zivilisation» den Bezug zur Natur zunehmend stört, bzw. wir uns schlechter darauf einstellen können, und wir dessen kraftvolle Energie nicht im vollen Umfang nutzen können.

Dass gerade hier oben die einzige im ganzen Alpenraum, so nah beieinander-liegende Wasserscheide, von in drei verschiedenen Meeren fliessenden Bächen, liegt, kann ja «Zufall» sein.

Gehen wir in die historische Zeit der Entstehung zurück, werden wir feststellen, dass es in diesem Gebiet einige «Highlights» von Superlativen gibt, welche uns darauf hinweisen können, dass wir uns hier oben, über viele der Naturgesetze «schulen» können – und im Bezug des schnellsten Informationsüberträger Wasser – welches unser geomantisches Thema ist, können wir hier noch einiges lernen. (Siehe untenstehende Beiträge, die ich kopiert oder verlinkt habe)

Das Wasser gab uns das Gefühl des Vertrauens, dass es uns wohlgesonnen ist, und wir geduldig «unseren» geomantischen Weg weiter beschreiten sollen.

Es war für Jede und Jeden von uns auch «ein Weg zu sich selbst» – ein mit sich auseinandersetzen in einer «wilden» Natur, welche durch die Wahl der Route und des Ziels, einiges an Physis und Psyche abverlangte. Ein Weg zu eurem Inneren, den ihr zulassen konntet, wenn ihr wolltet! ;o) Danke für euer Vertrauen!

 

Danke – meine lieben GeomantInnen, dass wir diesen Moment an der Dreiwasserscheide zusammen erfahren durften!

 

Unmittelbar nach Ende des Rituals ist es windig und beginnt zu regnen! Wie wenn die Natur und ihre Wesen auf uns Rücksicht genommen haben!

Der Abstieg über die Schneefelder direkt zum See hinunter, begünstigt einen schnellen und direkten Abstieg zum See. Rutschpartien über den Schnee lenken uns über den stärker werdenden Regen und den Wind ab.

Der Regen wird noch stärker, keine Pause am See, wir gehen gleich weiter

Daniela und Martin sind voraus und bald ausser Sicht.

Im unteren Drittel des Abstieges hellt es auf und hört auf zu regnen. Die Sonne kommt hervor – und Petrus tut so, wie wenn nichts gewesen wäre… ;o)

Müde aber guten Mutes erreichen wir Maloja, reservieren wieder im Schweizerhaus für das Abendessen. Zeit für retablieren und erholen

Feines Abendessen im «Bündnerstübli» im ältesten Teil des alten gut erhaltenen und gepflegten Hotel-Restaurants Schweizerhaus.

Sonntag 3. Juli:

Wieder treffen wir uns um 7.30 Uhr am grossen Tisch zum gemeinsamen Morgenessen. Einige Mühen des letzten Tages sind noch zu spüren. Bis neun Uhr haben alle schon ausgecheckt, und wir können uns auf den Weg machen, auf die andere Talseite von Maloja. Das Wetter hat sich völlig geändert – wolkenloser Himmel, mit herrlicher Sonne, beschenkt uns der Tag.

Geplant ist eine einfachere Wanderung, weniger Höhenmeter und Distanz, als am Tag davor auf den Pass Lunghin. Dafür gleich zwei Seen und ein spezieller Aussichtspunkt. Es soll für die Mühen von gestern entschädigen, das hatte ich mir vorgestellt.

An der Passstrasse entlang, welche bald bei der ersten Kehre ins Bergell hinunter serpentiniert, verlassen wir die laute Strasse, und kommen bald zum Damm des Rückhaltebeckens vom Val Forno. (Dieses Tal wechselte früher den Abfluss vom ursprünglich in den Inn laufend, später in die Maira – siehe untenstehender Bericht) Auch eine einzigartige Wendung, welche hier das Wasser in der Geschichte der Alpen vollzogen hatte.

Nach dem Damm geht es in den Wald, der sich anfühlte, als ob hier die Waldwesen ganz nahe seien. Über eine kurze Seilbrücke, mit schwankendem Boden, geht es zum Lägh da Bitabergh. Ein kleiner klarer See mitten im Hangwald, welcher ins Bergell hinabreicht.

Wir machen am oberen Ende des Sees eine Pause, sehen auch den Wasserfall des En vom Vortag. (Sagen über diese Gegend sind unten beschrieben)

Nach der Pause, geht es steil in Kehren, in dem sumpfigen Buschwald hoch zum Ziel, welches ich vorgesehen hatte. Zum Aussichtspunkt auf 2149m. Erst musste ich mich orientieren, wo der Punkt genau war, deshalb war ich mit dem Tempo etwas zu schnell und die Gruppe zog sich auseinander. Als ich an der gefundenen Kuppe den Rucksack ablegte, gehe ich zurück und wies die Anderen dahin, damit niemand vorbei laufen würde. Der Aufstieg, obwohl nur ein Drittel des Vortags, machte mehr Mühe, auch weil eine ziemlich warme Sonneneinstrahlung herrschte.

Der Kuppe mit der speziellen Aussicht zeigte das Bergell bis Vicosoprano hinunter, und auf die andere Seite – die Oberengadiner Seenplatte bis zum Muottas Muragl. Eine phantastische Übersicht!

Schon bald geht es weiter, jetzt am Hang entlang, in etwas auf und ab zum Pass dal Caval.

Bei diesem Übergang ins Val Forno, denke ich an Geschichten, die ich gelesen hatte, über Schmugglerpfade. Ich erzähle denen in meiner Nähe Mitwandernden von den Pforten der Natur, welche mir hier gerade speziel gefühlsmässig auffallen. Nach der «Pforte» beim Ende des Übergangs halte ich und wir warten auf den Rest der Gruppe, welche eigentlich nicht so auseinander gezogen war.

Nach einer Weile fehlten noch Michael und Sandy. Ich mache noch den vermeintlichen Witz: «ob Sandy einen besonders grossen Stein gefunden hätte, zum mitnehmen?»

Plötzlich packt mich Unruhe und ich gehe zurück, bzw. ich renne zurück – und finde Sandy aufgelöst, getröstet von Michael.

Sandy: «…Nach einer Weile kam Michael zurück und nahm mich in die Arme. Auch Stephan tauchte auf. Das bedrückende Gefühl verschwand nicht ganz, aber ich bekam wieder genügend Luft. Ich wusste, dass ich hier weg musste. Während des Abstiegs zum See kamen immer wieder Wellen dieser negativen Emotionen, aber nicht mehr so stark. Langsam sah ich auch einzelne Bilderfetzen von Menschen auf der Flucht – in unterschiedlichen Zeitperioden. Stephan hat erzählt, dass es sich um einen ehemaligen Schmugglerpfad handelt. Ich werde versuchen mehr über diesen Ort herauszufinden.»

Langsam wandern wir den Buschwald hinunter zum Lägh da Cavlogh, ein wunderschöner See im Ausgang des Tals vom Val Forno. Von oben sehen wir diesen idyllischen See, der einfach und gut zu Fuss und mit dem Bike, von Maloja her zu erreichen ist.

Am See angekommen, tauchen wir in die vielen Besucher des Sees ein. Wir treffen im Restaurant Cavloccio auf Daniela, Housi und Julien. Sandy hat sich inzwischen wieder erholt, sobald sie am See unten angekommen ist. Auch andere der Gruppe hatten komische oder hindernde physische Probleme, welche sich auch seelisch bemerkbar machte. Ich selber hatte verwirrende Gefühle, wie wenn ich teils überfordert war, die Übersicht über die Führung der Gruppe zu halten. Ich war mit meinem Tempo am Anfang nicht zufrieden, und obwohl ich in diesem Gelände «zu Hause» war, war ich zweimal befremdet und «nicht ganz hier»
Ich bedaure es sehr, dass es für Einige physisch und auch seelisch, nicht so toll war an diesem Tag, und machte mir unterwegs Sorgen. Später, als wir es am Tisch diskutierten, stellten wir gemeinsam fest, dass es heute der harzige Tag war, obwohl leichter von der Tour her, als gestern. Wie die Polarität von Yin und Yang. Sie zeigt mit den Erlebnissen von diesem Tag auf, dass am Vortag mit schlechterem Wetter und der viel längeren Tour, einfach alles reibungslos lief, wie geführt…

Wir wanderten entlang des wunderschönen Sees, über Stock und Stein, durch schmale Pfade – und einmal mit einer kleinen Extratour, in einem steilen Stück über dem See, durch Büsche und Bäume, bis wir den eigentlichen Weg wieder erreicht haben. Auch dieser kleine Umweg passt zu meinem Eindruck, dass heute ein speziell anderer Tag ist, als gestern, wo uns immer klarer wird, dass wir da wirklich wunderbar getragen wurden.

Bin gespannt, ob es Reaktionen gibt aus der Gruppe, von dem Moment, wo wir unter einem Baum-Tor, wie unter einem Joch hindurch mussten?

Zurück beim Sporthotel in Maloja verabschieden wir uns. Die Reise nach Hause ist für Einige sehr lang, und es wird Zeit, diese Geomantietage abzuschliessen.

In den Abschlussworten habe ich darum gebeten, die Erfahrungen und Einschätzungen aus der Gruppe, mir mitteilen zu lassen, damit wir das Thema Wasser möglichst umfassend beschreiben können – aus Sicht der offenen Geomantiegruppe.

Für meine Person war es so, dass ich im Engadin geblieben bin, und meine Wanderwoche von Pontresina aus, gestaltete. Ich habe das Engadin, so wie es mir in den letzten Jahren, immer mehr zur zweiten Heimat geworden ist, noch nie so intensiv, liebevoll und nah in meinem Herzen gespürt. Mit meinen zwei Wanderbrüder, Christoph und Roger, erlebten wir weitere Orte, welche den Zauber der Natur hier unsere Herzen höher schlagen liessen.

mit herzlichen Grüssen

Stephan Meyer