Liebe Freunde, liebe Human Harmonie Brief Leser

Wenn an einer Bar, ein Jahr zuvor, eine «Bieridee» entsteht – und sie am Jubiläums-Engadiner umgesetzt wird – treibt sie schöne Blüten – (Geschichten)

Als passionierter Langlauf-Breitensportler und Therapeut, ist für mich der Engadiner immer wieder der fixe Anlass in meinem Kalender, für den ich mich immer sehr freue, teilnehmen zu dürfen.

Das Langlaufen ist für mich einer der Eckpfeiler, neben dem Yoga, welcher mir als Selbsterfahrung, die Bewegungsabläufe des Körpers als Ganzheit bestens erklären. Diese Erkenntnisse daraus ermöglichen mir ein noch besseres Tuning (Feinausrichtung) des Körpers in der manuellen und energetischen Therapie.

Ein weiterer Eckpfeiler des Langlaufens sind die Freundschaften, die sich in den Vorbereitungswochen auf den Engadiner, seit bald zwanzig Jahren, gebildet haben. Diese Freundschaften haben ein Zuhause, welches sich Hotel Palü nennt. Der Chef des Hauses und sein Personal, ist ebenso verantwortlich, dass die freundschaftliche Gruppe, sich dort immer wieder trifft und sich extrem wohl fühlt, so wie auch ein Langlauflehrer und Bauführer verantwortlich ist, weil er mit seinem wohlwollenden Herzen und seiner unendlichen Geduld, uns, mit seinem Team, in all den Jahren, die geschmeidige Technik des Skatens vermitteln tut.

Vor einem Jahr, an der Bar, wurde eine Idee – eine Bieridee geboren! Anlässlich des Jubiläumslaufes, des Engadin Skimarathons, wollen wir einen speziellen Act zelebrieren. Da es sicher noch mehr Läufer auf der Loipe haben wird, wollten wir es diesmal ruhiger nehmen, und uns aus dem Gerangel raushalten. Und die Voluntaris, so werden hier im Engadin die freiwilligen Helfer genannt, sollen von uns beschenkt werden – das ist das Ziel der Bieridee! Passenderweise gibt es ein Getränk, welches gleich heisst wie das Hotel – und so war auch klar, was wir den Voluntaris ausschenken wollen. Das Palü-Bier wird in Pontresina gebraut, von Daniel Käslin und seiner Truppe. https://www.kaeslinp.ch/brauerei-engadiner-bier/sortiment-engadiner-bier/

Und weil es natürlich auch viele Kinder und Jugendliche unter den zahlreichen Voluntaris hat, werden wir ihnen Aroniasaft auschenken. https://www.aronia-swiss.ch/index.html

Die Idee war geboren, und die Vorbereitungen konnten beginnen. Das Bieridee-Team, Marcel, Thomas und mich eingeschlossen, testeten erstmals auf Schnee Ende Januar, ob es mit dem Kinderschlitten, von Bernina-Sport ausgeliehen, überhaupt gehen würde. Samt dem gefüllten 20l-Fass, testeten wir erste Zug- und Bremsmöglichkeiten.

Derweil hat Daniel, der Brauer das geeignete Abzapfsystem organisiert, so dass das Fass, welches während dem Transport doch etwas geschwenkt wird, auch genügend Bier, nebst dem Schaum herauslässt.

Für unsere Bier-Idee brauchen wir auch die geeigneten Ausschenker. Dass wir die allerbesten Ausschenkerinnen anwerben konnten, spricht natürlich für unsere tolle Idee ;o) Marianne, Caroline und Ursula, liessen sich überzeugen, dass unser Bieridee-Team mit ihnen ein wunderbares Gemisch schaffen würden!

Die Vorbereitungswoche konnte starten. Wieder wurde getüftelt und getunt, wie der Schlitten am effizientesten gezogen und gebremst werden konnte. Es wurde gebastelt und Zugtechniken, solo und zu Zweit, geübt. Das Fass fühlt sich immer wohler im Schlitten, der von uns immer feiner, ohne zu Rucken gezogen wird. Das Bieridee-Team wurde für den grossen Tag, vom Patron des Hotel Palü, entsprechend einheitlich eingekleidet. Tolle Unterstützung unserer Idee, durch Gerold, herzlichen Dank! https://www.palue.ch/hotel-palue/

Wir berechneten ungefähr, wieviel Ausschank wir tätigen konnten, und bestellten 5 Fässer Bier, die wir und das Team von Bernina-Sport, an den von uns bestimmten Posten deponiert wurden. Der Transport des voll ausgerüsteten Schlittens an den Start, und den Rücktransport aus dem Ziel, übernahm auch das Team von Bernina-Sport. http://www.berninasport.ch/?page_id=159480

Mit Herzblut und Engagement haben uns Päde, Felix und ihr Team, uns unterstützt. Von Herzen Danke! Einfach toll, solche Leute im Engadin zu wissen! Übrigens gehört das Bernina-Sport-Team zu den Streckenposten, welche Ersatzstöcke reichen, sollte einer zu Bruch gehen – dies geschieht sehr oft, bei 14000 Langläufern!

Nebst dem 50.Engadiner, dem bekanntesten Volkslauf, finden in der Woche davor drei weitere Anlässe statt. Der 19. Frauenlauf, von Samedan nach S’Chanf, der 2.Nachtlauf, von Sils-Maria nach Pontresina und der Nachtsprint mit vielen bekannten Cracks. http://www.engadin-skimarathon.ch/engadin-skimarathon.html

Für die Organisation des ganzen Paketes des Engadiners, möchte ich gerne ein grosses Dankeschön ausrichten. Es ist gewaltig, was es braucht, um am entscheidenden Tag, über 14000 Langlaäufer ins abgeschiedene Engadin reisen zu lassen, und von St. Moritz, mit ÖV an den Start nach Maloja zu bringen. Dies ist nur eine der grossen Kraftanstrengungen, denn so Vieles muss auf den Punkt genau passen, auf der ganzen Strecke. Es sind unglaublich viele Menschen, welche ihre Freizeit zur Verfügung stellen, um den grössten Volkslauf zu ermöglichen. Und immer wieder ist das Wetter, welches schlussendlich entscheidet, ob der Engadiner überhaupt durchführbar ist. Also bis zum letzten Moment sind die Verantwortlichen extrem gespannt, ob es dann klappen wird – mit Petrus!

Meine grösste Sorge zu unserem Abenteuer war das Zeitmanagement beim Ausschenken. Dass wir den Schlitten ohne Mühe ziehen können, das war mir klar. Auch das Ausschenken wird klappen und unser Schlitten ist «professionell» getunt ;o) – Nur das Ungewisse mit den Aufenthalten an den vielen Verpflegungs- und Serviceposten liegt mir auf dem Magen…

Die Reise an den Start beginnt bequem mit dem Hotelbus nach St. Moritz zum Bahnhofplatz. Wir können schon nach wenigen Minuten in einen grossen Schwenkbus einsteigen. Von denen fahren sie in Minutentakt, voll gefüllt nach Maloja zum Startgelände. Innert drei Stunden müssen über 14000 Läufer an den Start transportiert werden. Das ist Eine der phantastischen Logistikleistungen, die an diesem Tag stattfindet!

Unser Bierschlitten finden wir an der östlichen Ecke des riesigen Maloja-Palace-Gebäudes. Mitten in den tausenden Leuten ist es schwierig, in der Gruppe zusammen zu bleiben. Wir zügeln den Schlitten in freies Gelände und bereiten uns auf das Gespann vor. Effektensäcke Abgegeben, und das erfahrungsgemässe Anstehen für die Biopause auch überstanden, bewegen wir uns zum Start.

Wir dürfen neben der Box der «Jubilars» den «Vordereingang» benutzen. Die Funktionäre hier sind schon einmal beeindruckt von unserem Gefährt. Gewohnt sind sie sich schon von den «Mexikanern» und den «Schlümpfen», die schon seit einigen Jahren mit ihren Verkleidungen den Engadiner verschönern.

Inzwischen ist die Spitze schon gestartet, wir sind in unserem «Tunnel», verpasse sogar die Startmusik mit «Conquest of Paradise», welche in mir normalerweise Hühnerhaut und Emotionen hervorrufen. Mit den «Grünen», also etwa in der Mitte der ganzen Läufergruppen dürfen wir auf die Strecke. Danach kommen die «Roten», dann die «Violetten» und die «Blauen» die Volksläufer. Alle diese Gruppen werden uns nacheinander ein- und überholen.

Unser Team läuft problemlos. Marianne und Marcel haben die Ehre, die erste Strecke über den Silsersee zu ziehen, derweil wir den Schlitten seitlich abschirmen und niemand zwischen die Zugseile gerät. Erste Halte beim Stockservice bald nach dem Start und auf der Halbinsel Isola. Erster längerer Halt in Sils, wo Thomas, der Barman, das Palübier sanft abzapft, und die Anderen verteilen das Bier und den Aroniasaft. Es braucht einige Zeit, derweil hunderte verblüfte Läufer an uns vorbeiziehen.

In Surlei, nach dem Silvaplanersee, ist der nächste Verpflegungsposten, und ein neues Fass wartet auf uns. Doch unser Ausschankvolumen ist kleiner als gedacht, für die Zeit welche wir brauchen. Deshalb lassen wir das Depot unberührt und laufen weiter über den Lej da Champfèr, an den Fuss des berüchtigten Schanzenaufstieges. Immernoch überholen uns Hunderte, inzwischen sind es die Violetten. Wir sind gefordert, entscheiden uns für die Seite und Aufstiegs-Bahn ganz rechts. Hier zieht nur Einer am Schlitten, weil es sonst kein Platz hat. Von hinten wird nachgestossen. Und das restliche Team schaut, dass niemand dazwischen gerät, welcher nach vorne zwängen will.

Genau in dem Moment, wo wir raufträppeln wollen, kommt ein weiteres Gefährt daher, welches mit unserem sehr verwandt ist. Mit kariertem Hemd und Hut bedeckt, ziehen Basellandschäftler ein Schnapsfass mit. Sie schliessen sich im Aufstieg gleich an, und so haltet sich unser provozierter Verkehrsstau in Grenzen. Ohne Probleme oben angekommen, denke ich, dass ein erstes «Piece de resistance» bewältigt ist.

Im «Village» des St. Moritz Bad, halten wir erneut an. Die Stimmung ist riesig unter den Zuschauer, auch weil hier der Speaker, die Läuferschlange kommentiert. So werden wir empfangen: «was kommen den hier für Typen» Es geht sehr lange bis er begreift, dass er von uns ein feines Palübier bekommt! Nun ist der Speaker perplex, und die Zuschauer freuen sich ebenfalls über das feine Bier, welche hier sogar die Einheimischen nicht alle kennen.

Als Zugpferd ruhe ich mich aus, und beobachte die Szenerie des Ausschenkens aus etwas Distanz, derweil immer noch Läufer an Läufer an uns vorbeiziehen. Es ist ein wunderbares Gefühl, in die freudigen Augen aller Beteiligten zu schauen. Ich geniesse den Moment in meiner Ruhe und freue mich riesig für mein Bierteam!

Es geht weiter, jetzt durch den hügeligen Stazerwald. Mit Marcel wechsle ich mich ab mit dem Ziehen. So langsam lässt der Läuferstrom nach und wir haben Platz auf dem schmalen Teil der Strecke, durch das Hochmoorgebiet. Am Stazersee holen uns die «Blues-Brothers» ein. Genau wie sie sind, lassen sie sich nicht davon abbringen, und erhalten ihr Bier von uns. Der Streckenstopp hier, ist einer mehr, der mir für das Zeitmanagement Sorge bereitet.

Dann ist der höchste Punkt geschafft, und es geht ans Vorbereiten für die berühmte Stazerwaldabfahrt. Wie abgemacht halten wir hier ganz rechst aussen, damit wir niemandem im Wege stehen, und schenken den Kamerateams unser Bier aus. Denn sie liefern der Öffentlichkeit jeweils diese berüchtigten Bilder von «Kamikaze» Langlauf-Abfahrern. Zu diesem Zeitpunkt fährt die letzte grosse Gruppe der Volksläufer an uns vorbei. Prompt stürzt neben uns ein Volksläufer, zu sehr spektakulär, auf das Gesicht. Gut hat es postierte Sanitäter, die gleich eingreifen können. Und Caroline kann sich wieder dem Ausschenken widmen.

In Pontresina weht uns ein starker Südwind entgegen. Wir merken, dass wir so langsam am Ende der ganzen Schlange angelangt sind. Auch einige Streckenposten sind schon am Abräumen ihrer Stände. Wir haben noch zehn Minuten Vorsprung auf den «Besenwagen». Nach dem Ausschenken an unsere Freunde hier, und dem Speaker, machen wir vorwärts, um das Fass zu wechseln. Caroline ist derweil ins Halbmarathon-Ziel gelaufen, wie abgemacht. Ursula begleitet uns nun ab Pontresina. Sie musste lange auf uns warten, in dem zugigen Pontresina.

Ab hier zieht wieder ein Zweiergespann, und so treffen wir kurz vor Punt Muragl auf unseren Gastgeber vom Hotel Palü. Er verzichtet auf den Ausschank, damit wir etwas mehr Vorsprung herauslaufen können. Wir kommen zügig voran, am Flugplatz von Samedan vorbei. In Bever und in Chamues-ch schenken wir aus, und in Zuoz hören wir, dass wir wieder viel mehr Vorsprung auf den Besenwagen haben.

Der letzte Verpflegungsposten vor dem Ziel und den berüchtigten Golanhöhen, ist auch unser letzter Ausschank vor dem Ziel. Den geniessen viele Voluntaris von Klein und Gross. Ich als Zugpferd halte mich etwas aus dem Ausschankgetümmel und entdecke plötzlich ein mir bekannter Name, an der Startnummer eines jungen Mannes. Sein Vorname ich gleich meinem, und sein Nachname ist eher selten, aber ich kenne ihn aus meiner Lehrlingszeit. Ich frage ihn, ob er derjenige Sohn sei, den ich meine. Er antwortet lächelnd: «ja, der bin ich, und mein Vater steht gleich dahinten» er deutet zu ihm – und unser Wiedersehen mit meinem Lehrmeister ist ein spezieller Moment – gerade hier am Engadiner, nach so langer Zeit!

Meines Lehrmeister’s Jubiläumsengadiner-Geschichte ist sehr speziell und berührend:
So läuft er seinen 25. Engadiner in seinem 75. Lebensjahr, begleitet von seiner Frau, seinen drei Söhnen und ihren Partnerinnen. Das ist Gänsehaut pur!
Unser Bierteam und mein Lehrmeister mit Familie schaffen es gleichzeitig ins Ziel, mit einer halben Stunde Vorsprung auf den Besenwagen, in etwa 6 Stunden und 42 Minuten. Natürlich wird gefeiert und mein Lehrmeister und seine Familie bekommen gleich im Ziel ein feines Palübier, bevor wir uns verabschieden! Eine tolle Geschichte!

Und wir – wir haben eine Bieridee umgesetzt, und dürfen uns freuen, mit unserem Schlitten mit Bier und Saft, vielen Voluntaris unseren Dank auszusenden – ein Dank für ihre freiwillige Hilfsbereitschaft, für verrückte Spitzen- und Breitensportler da zu sein, um sicher zu stellen, dass der grösste Volkslauf der Schweiz, ein grandioses Erlebnis für alle sein wird – und das haben sie Alle wieder geschafft! DANKE!

Danke an meine Bier-Idee- Freunde, Marianne, Caroline, Ursula, Marcel und Thomas – einfach phantastisch, was wir zusammen erleben durften! Danke an Peter, der uns Videotechnisch unterstützt hat.

Danke an Gerold, unser Gastgeber und Jacken-Ausrüster – und danke an sein Team im Hotel, wir sind erneut so verwöhnt worden, von begeistert engagierten und singendem Personal!

Danke Daniel Käslin, von der Brauerei Engadiner-Bier, für seine fachmännische und grosszügige Unterstützung unserer Bieridee!

Danke an Päde und Felix vom Bernina-Sport und ihrem Team, für ihre Fach-Unterstützung und den Transport des Schlittens. Ihr seid alle der Hammer!

Danke an unsere Palüfreunde, welche uns mental und schulterklopfend unterstützt haben. Ohne unsere langjährige Freundschaft, welche uns immer wieder an den Ort der Vorbereitung für den Engadiner führt, würde so eine Idee kaum entstehen!

Und ganz speziell möchte ich einem Menschen danken, der uns Palü-Freunden sehr am Herzen liegt:
Curdin Perl
Als passionierter Langlauf-Breitensportler aus dem „Unterland“, durfte ich einen Spitzensprortler kennen lernen, der ein wunderbarer Mensch ist! Durch ihn und als Mitglied im Fanclub des Team Perl, erhielt ich einen guten Einblick, was es heisst Langlauf-Spitzensportler zu sein! Ich habe grösste Hochachtung und Respekt für Curdin’s Erfolge und Entbehrungen in seiner Karriere und seinen Entscheid, vom Spitzensport zurückzutreten. Curdin ist ein Familienmensch und er ist immer für die Kinder da, für den Langlaufnachwuchs ist er der Grösste! Und nun widmet er sich seiner eigenen Familie voll und ganz! Ich wünsche dir, lieber Curdin, alles Gute und Schöne mit deiner Familie und viel Erfolg in deinen neuen interessanten Tätigkeiten – indem der Mensch Curdin seine volle Energie mit Herz hineinbringen wird! https://www.curdinperl.ch/Curdin

Zum Schluss möchte ich euch auf den Weg geben: Ob Schnaps oder Bier, eine Idee, welche wie unsere entstanden ist, wurde zuerst belacht und nicht ernst genommen, auch von uns nicht. Meistens steckt jedoch eine speziell starke Energie dahinter, und es wäre sehr schade, die Idee im Sand verlaufen zu lassen – denn man weiss vorher nie, wie schön und Toll das Resultat sein wird. Wir sind riesig froh darüber, dass wir unsere Bieridee umgesetzt haben! Macht es auch so! Dies gilt für alle Ideen im Leben!
– man kann die Idee auch anders nennen, als wir sie bezeichnet haben ;o)

Wir wünschen euch allen einen wunderschönen Frühling
mit herzlichen Grüssen

Stephan Meyer und Team Human Harmonie