Liebe Freunde, liebe Human Harmonie Brief Leser

Der Engadiner und ich – eine Liebes- oder Leidensgeschichte?

Wie in der «richtigen» Partnerschaft – ein Wachsen aus den Erlebnissen und dem Austausch von Erfahrungen – wie sich mein Leben gewandelt und entfaltet hat!

Vor 25 Jahren machten wir als kleine, junge Familie, im März Ferien in Zuoz. In der ersten Woche waren meine Eltern mit dabei. Unser Sohn Simon war noch nicht ganz zwei Jahre alt. Am zweiten Märzsonntag, ein Tag nach unserer Anreise, sahen wir live den Zieleinlauf des Engadin Skimarathon. Obwohl es mir damals noch nicht klar war, löste es etwas in mir aus…

Meine Eltern machten seit ihrer Pension, immer wieder regelmässig ihre Woche Ferien, im Hotel Bellaval, am Bahnhof St. Moritz, und schwärmten wiederholt von der riesengrossen Organisation des Volkslaufes und ihren Teilnehmern. Insgeheim erhofften sie wohl schon lange, dass ihr Filius sich vom Virus des Engadiners anstecken liess. Dass ich am zweiten Märzsonntag 1994 von diesem Virus angesteckt wurde, merkten jedoch auch meine Eltern noch nicht.

Die «Wohler Grosseltern» zogen gerne den Schlitten mit Simon darauf, während Ursula und ich uns dem Alpin-Skifahren vergnügen durften. Am Ende der Woche verliessen uns meine Eltern und zwei befreundete Paare füllten die leeren Betten in der Ferienwohnung.

Nach drei alpinen Skitagen befanden wir uns «plötzlich» auf schmalen Latten, samt Langlauflehrer, auf der Übungswiese in Zuoz. Irgendwie hatte ich die Anderen davon überzeugt, dass das Langlaufen doch eine glatte Sache sei…! Wir machten zuerst «Fangis» auf einem Ski, um uns an die wacklige Koordination ohne Halt in den Schuhen zu gewöhnen. Es machte uns riesig Spass – und zwei Tage später machten wir uns mutig auf den Weg nach Maloja, um die Strecke des Engadiner zu laufen. Blauäugig wie wir waren (vor allem ich habe die blauen Augen immer noch) mühten wir uns über die Seen, und wir waren stolz, überhaupt bis St. Moritz laufen zu können. Ich setzte stur den Weg fort und mühte mich bis nach Zuoz, die Anderen setzten sich in den Bus und den Zug und dachten, es sei wirklich genug für heute. In Zuoz angekommen, dachte ich wohl, wie kann man sich das nur antun, mit den Langlaufskiern von Maloja nach Zuoz, ein Marathon?

Ein knappes Jahr später starteten Peter, Markus und ich zu unserem ersten Engadin Skimarathon! Der Virus hatte uns gepackt. Wir genossen von der kleinen Anhöhe hinter dem See, die Start’s der drei vorderen Startblöcke, bevor wir uns selber mit den Volksläufern auf den langen Weg machten. Unterwegs schaute meine Familie mit Simon und dem knapp zwei Monate alten Andreas zu, wie wir vorbei skateten. Auch meine Eltern waren am Streckenrand am Stazersee, und meine Mutter verpflegte mich mit einem Stück Banane.

Es war ein schönes Erlebnis, dieser Erster Engadiner – wie die Liebe auf den ersten Blick! Die Erkenntnis daraus war: beim nächsten Mal will ich schneller sein. Denn ich schaffte es mit meiner ersten Rangierung, für den nächsten Engadiner, in den dritten Block, von den «Weissen» zu den «Roten». Ich war sehr motiviert und ich dachte, mit dieser Erfahrung kann ich geruhsam den Sommer über träumen.

Mein Traum von einer «Spitzenzeit» zerplatzte beim ersten Training auf der Melchsee-Frutt. Nach der ersten Steigung hing mir schon die Lunge aus dem Leib, genau gleich wie im Jahr davor. «So konnte es nicht weiter gehen. Nach dieser Langlaufsaison muss ein vernünftiges Sommertraining aufgebaut werden!»

Mit Joggen hatte ich ziemliche Bedenken, nachdem ich mir vor zwölf Jahren, bei der Arbeit draussen, mein Knie maltretierte, wusste ich vom Notarzt, dass ich es trainieren sollte mit Krafttraining an den Geräten. Joggen wäre eine zu starke Belastung. Also begann ich nach dem zweiten Engadiner, vorsichtig mit dem Joggen.

Vor meinem dritten Engadiner durfte ich von meiner Familie genehmigt, den Vorbereitungskurs in Pontresina mitmachen. Zum ersten Mal eine Woche im Hotel Palü. Der Kurs mit versierten Langlauflehrern, wie Päde war einfach toll und motivierend. Ich lernte unglaublich viel in der Technik. Mit den anderen Teilnehmern war es besonders auch neben der Loipe sehr lustig, und die Abende an der Bar wurden legendär! Trotz kurzen Nächten hatte ich eine sehr schnelle Zeit, welche mich für den nächsten Engadiner zu den «Grünen» in den zweiten Block beförderte.

Mein Trainingsumfang auch im Sommer vergrösserte sich und der erste Halbmarathon am Hallwilersee durfte ich meinem Knie zumuten. Ich beschäftigte mich immer mehr mit dem Körper und dem «richtigen» Training. Im gleichen Zeitraum, in welchem ich «meine richtige» Lauftechnik antrainierte, für den ersten Lausanne-Marathon, war ich an der Massagefachschule Bodyfeet in der Ausbildung, und bekam die unbändige Lust zu massieren.

Im Herbst, nach meinem 6. Engadiner, war der gross Moment, in die Selbständigkeit zu wechseln. Das heisst, ich wurde Hausmann und daneben baute ich meine kleine Praxis als Masseur auf. Eine ideale Kombination. Ursula als Kindergärtnerin im Vollamt, und ich als Hausmann mit zwei kleinen Jungs, dem Massieren und daneben immer noch Platz für immer qualitativ besseren Trainingsaufbau – das war pure Lebensqualität.

In der Ausbildung zum Masseur beschäftigte ich mich unweigerlich mit der Anatomie des menschlichen Körpers. So lernte ich gleich an mir selbst, was wie funktioniert, entdeckte, dass ich mit der Vorfusslauftechnik meine eigene Statik veränderte. Die Fussstellung sich hob aus der Knicksenkfussstellung, die Knie nicht mehr aneinander schrammten, also aus der X-Beinstellung in gerade Stellung veränderten. Wäre ich nicht Masseur geworden und hätte ich mich nicht in den Engadiner verliebt, wäre ich nie auf diese Erkenntnisse gekommen!

Mit der Gelenktherapie nach Dorn und der manuellen Schmerztherapie und der Meridiantherapie, und vielen andere Arten habe ich beste Werkzeuge für mich erschaffen, um mich selbst und alle die es wollen, so richtig «tunen» zu können.

Der Engadiner selbst wurde wie zu einer Hassliebe. Am Start zu frieren, da gewöhnte ich mich daran, einfach Einstellungssache. Es war die Zeit, als man die Skier möglichst früh in den Startblock legte, um eine gute Ausgangslage am Start zu haben, möglichst weit vorne in den Reihen um beim Start schnell wegzukommen. Genau dies war nicht mein Ding. Ich hasste es, zwischen den vielen Leuten mit starrem Tunnelblick zu stehen, welche kein Pardon kannten, und sich durchzwängten, wo es nur ging. Irgendwie hatte ich Mühe damit, dass hier «vorne» im zweiten Block, alles ein wenig zu ernst genommen wurde. Ich dachte – «was tue ich hier?» Und im Ziel hatte ich es schon wieder vergessen, und dachte schon wieder ans nächste Jahr!

Just im Jahr 2003, mit Yves und Walter, war ich in Samedan in einem Massenlager, brachte mich Yves zur Weissglut. Er sagte, ich solle jetzt die Skier ganz vorne hinlegen, und endlich zeigen was ich drauf habe. Tunnelblick und durch. Er brachte mich tatsächlich soweit – ich startete aus der zweiten Reihe, links von mir gabs bald einen Massensturz. Über beide Seen sah ich mich in der Spitze des zweiten Blocks. Ich hoffte insgeheim, an der Schanze beim üblichen Stau, mich etwas ausruhen zu können. Mit Schrecken sah ich mich auf den Schanzenaufstieg zukommen, dort hasteten fünf Kolonnen im schnellen Tempo hoch. Ich dachte nur noch, wie ich dies überleben sollte. Ich schaffte es irgendwie dran zu bleiben, und hoffte weiter, wenigstens in den Aufstiegen im Stazerwald etwas ausruhen zu können. Auch hier ging weiter die «Post ab». Schlussendlich schaffte ich es irgendwie – und es wurde die besten Zeit meiner «Engadiner-Karriere»!

Inzwischen hatte ich meinen ersten Swiss Alpin Marathon geschafft, die 78.5km von Davos nach Davos, über Filisur, Bergün, Keschhütte und Scalettapass. Ich hörte auf meinen Körper, trainierte konsequent und bedächtig darauf hin, dass ich meinen Körper auf etwas Grosses hin trainieren konnte, ihn aber nie überfordern würde. Dies klappte, dass ich auch am Tag nach dem Rennen, eine Wanderung mit der Familie machen konnte, ohne Beschwerden aus dem zehnstündigen Lauf. Das Wissen aus den Kursen und der Anatomie beim Massieren gaben mir immer mehr Erkenntnisse und Vertrauen, meinen Körper entsprechend fordern zu können ohne ihn zu «foltern» und auszulaugen. Dies passiert leider viel zu oft, bei Ausdauersportlern!

Im nächsten Jahr durfte ich im ersten Block mitstarten. Das heisst, der erste Block war in drei Gruppen aufgeteilt, die Elite, Elite A und ich in der Elite B, im grossen Haufen des ersten Blocks. Ich war schon ein bisschen stolz. Meine Familie genehmigte mir wieder die Vorbereitungswoche im Hotel Palü, mit Päde’s Langlauflehrern. Sogar die Langlaufnationalmannschaft war im Hotel. Und einige von ihnen begleiteten uns auch während der Woche. Als Breitensportler durften wir unendlich viel profitieren. Wir feilten an unserer Technik und es machte riesigen Spass, zu spüren und auf Videos zu sehen, wie wir Fortschritte machen konnten. Dass die Nächte immer kürzer wurden, weil wir uns soviel zu «erzählen» hatten, an der Bar, tat unserer Leistung keinen Abbruch!

Zum ersten Mal am Start im ersten Block zu stehen, war ein grosser Schock! Es war noch schlimmer als im zweiten Block! Alles sehr eng aufeinander, und prompt konnte ich nach dem Start einem Massensturz nicht ausweichen, weil es schlicht kein Platz hatte. Dies frustrierte mich und ich fragte mich wieder einmal «was tue ich hier überhaupt?» Im Ziel war die Zeit immer noch gut, und der Frust und Schock vom Start vergessen!

In einem Treffen der Palüfreunde bei Sonja und Yves, kam die Idee auf, ich solle doch die Kursteilnehmer massieren, direkt im Hotel. Schliesslich sei der «Fachmann im Haus». Die Idee erreichte auch Gerold, der Hotelier, und im 2005 durfte ich mit Carmen zusammen, die Leute vom Kurs und andere Hotelgäste massieren. Just anfangs der Vorbereitungswoche fiel ich auf die Schulter und aus war es mit dem Engadiner. Ich massierte hauptsächlich mit einem Arm, was sehr gut ging. Zum Glück war Carmen da, und machte täglich Lymphdrainage an der Schulter, so war es bis Ende der Woche schon sehr erträglich. Doch es reichte für den Lauf nicht, und ich «durfte» zuschauen – es war einerseits spannend, die Spitze und das ganze Feld vorbeirauschen zu sehen, doch der Frust steckte tief – und ich dachte wieder einmal «was tue ich hier überhaupt!»

Die Vorbereitungswoche ist für mich immer mehr zur Hauptsache geworden, der Engadiner selbst, verlor langsam an der eigentlichen Bedeutung. Sich mit den Menschen zu treffen, welche man ein Jahr nicht gesehen hat, wurde mir immer wichtiger. Der fröhliche Austausch und die versierten Langlauflehrer, welche an unserer Technik feilten, machten die Woche zu einer wichtigen Etappe in meinem Jahresverlauf. Mit Carmen durfte ich auch im 2006 die Leute wieder massieren. Diesmal war der Engadiner das Härteste, was alle erlebten. Petrus schickte als Gegenwind einen kalten Sturm, welche viele mir Erfrierungen und langsamste Zeiten in Erinnerung behalten. Es war Carmen’s erster Engadiner!

Ich machte mir immer öfter Gedanken, ob ich den Engadiner noch «brauchte». Es wurde mir auch herangetragen, ob ich mich denn noch so quälen bräuchte? Mit jedem Jahr wuchsen meine Erkenntnisse und Erfahrungen in vielen Bereichen. Inzwischen auch im geistigen und seelischen Bereich. Auch die Naturgesetze des Feng Shui und der Geomantie lernte ich kennen und wende sie an. 2010 ersetzte mich Nadja im Hotel, als Masseurin für die KursteilnehmerInnen und andere Hotelgäste. Als Kursteilnehmer lernte ich so Nadja kennen – damals wussten wir noch nicht, was daraus entstehen sollte…

Mit der Familie machten wir 2009 erstmals wieder Wanderferien im Engadin. Ich spürte eine tiefere Verbindung und wusste nicht warum. Ein bestimmter Berg tat es mir an, es fühlte sich so an, als ob er mir sagen wollte: «hey, Stephan, komme einmal zu mir hoch, du wirst eine schöne Erfahrung machen!» 2012 fragte ich Nadja, ob sie mich auf diesen Berg führen würde. Er war weglos, jedoch technisch nicht schwierig, nur schwindelfrei sollte man sein. Eine besondere Freundschaft entstand mit Nadja, und ich fand «meinen speziellen Platz» auf dem Weg zum rufenden Berg. Das Engadin wurde so zu meiner zweiten Heimat.

Bis heute bin ich die Woche vor dem Engadiner, im Hotel Palü. Der Engadiner selbst ist ein Dessert, nebst der Hauptspeise der Woche davor. Der Salat und die Suppe ist das Langlaufen während dem Winter. Es macht riesigen Spass, mit der feinen Technik, in langen Jahren erworben, über die Loipe zu gleiten. Egal wie die Verhältnisse sind, es macht riesigen Spass, den Körper zu bewegen, kraftvoll und doch mit feiner Technik, die aussieht, als ob ich mich nicht anstrengen müsste.

So hat der Engadiner für mich und meine Familie viel bewirken können! Beruflich konnte ich mich «verwirklichen», ich weiss wie der Körper, der Geist und die Seele getunt werden sollten, um körperliche Leistungen, wie auch geistige Leistungen, in Harmonie zu bringen. Ich weiss, wie der physische Körper getunt werden kann, um in absoluter Harmonie sich bewegen zu können, auch in der Ernährung. Dank der langjährigen Forschung und Bearbeiten des eigenen Körpers, zusammen mit Nadja, finden wir Erkenntnisse heraus, welche wir nun weitergeben möchten. Unseren Kunden, und vor allem auch in Kursen, für Alle die es tun möchten – ihren Körper selbst in Harmonie zu bringen!
https://human-harmonie.ch/hilfe-zur-selbsthilfe-basiskurs/

Der Engadiner hat bewirkt, dass ich einen längeren Aufenthalt erleben durfte, in welchem ich die Liebe zur Natur in vollster Stärke erfahren durfte. Es gibt unendlich viele schöne Plätze, im Engadin, bei mir Zu Hause, überall in der Schweiz und auf der ganzen Welt! Wir sind es selbst, die sich auf den Weg machen sollten, sie «wieder zu entdecken»! Unsere Sinnberührte Wanderwoche ich eine Möglichkeit, dass ihr mit unserer Begleitung, wieder tiefere Einblicke bekommt, in der Liebe der Natur! Im Gegensatz zum Engadiner, wo sportliche Interessen verfolgt werden, geht es in der Wanderwoche darum, sich in die Natur zu bewegen und zu sein, die Sinne zu spüren, und sich selbst in der Natur zu geniessen.

Sinnberührtes Wandern im Engadin
Montag 1. Juli bis Samstag 6. Juli 2019
mit Jrene Neuhaus und Stephan Meyer
Im Puls der Natur und ihrer Urkraft
https://human-harmonie.ch/veranstaltungen-events-kurse-workshops/

Der Engadiner ist der grösste Volkslauf in der Schweiz, und ich möchte der ganzen Organisation und ihren zahlreichen Voluntaris danken, welche jedes Jahr ermöglichen, dass 14000 Teilnehmer zeitgerecht an den Start in Maloja gebracht werden können und unterwegs bestens begleitet und verpflegt werden. Die Bieridee letztes Jahr war eine Idee der Palüfreunde, um all den freiwilligen Helfern zu danken! Wir spürten die Überraschung und die Herzlichkeit der Voluntaris und darum möchte ich bemerken: «geht mit dem offenen Herzen durchs Leben und geniesset das Miteinander Füreinander» Ohne Erwartung werden wir es spüren, die Liebe der Natur und des Menschen, wir sollten es einfach vorleben.

Vor einer Woche durfte ich einen wunderschönen Engadiner geniessen, meinen 24ten. Ursula feierte erstmals ihren Geburtstag im Hotel Palü. Die Herzlichkeit des Personals war tief berührend. Es ist der Wermutstropfen, welche der Engadiner in all den Jahren verursacht – während dem Geburtstag meiner Liebsten, bin ich jeweils in der «Liebesbeziehung» Engadin!

Ich danke Ursula aus tiefstem Herze, dass sie mich an der «langen Leine» hält und mir diese Liebesgeschichte mit dem Engadiner ermöglicht hat!
Nächstes Jahr wird der Engadiner zur Familiengeschichte! Zu meinem 25. Engadiner machen Simon und Andreas zum zweiten und dritten Mal mit und Ursula zum ersten Mal. Ich werde den Lauf zusammen mit Ursula geniessen. Danach wird sich zeigen, ob ich den Engadiner immer noch als Liebes- und Leidensgeschichte «brauche» ;o)

Wir wünschen euch Allen einen wunderschönen Frühling im Bewusstsein, dass die Natur unendlich Liebe verschenkt, sofern wir Menschen es realisieren können, und sie auch wieder zurückgeben!

mit herzlichen Grüssen

Stephan Meyer und Team Human Harmonie

Alle Geschichten und unsere Visionen findet ihr auf https://human-harmonie.ch/infos/