Ausflug zur Aareschlucht bei Meiringen und zu den Giessbachfällen

Das Treffen im Grimselgebiet hat uns zur Erkenntnis geführt, dass wir unsere Arbeit bei der Aareschlucht weiterzuführen haben. Also trafen wir uns am Bahnhof in Meiringen. Wir waren 12 Personen und wie ich später ausführen werde, war dies die perfekte Anzahl! Da die Aareschlucht noch nicht von beiden Seiten zugänglich war, gingen wir entgegen dem Programm zu Fuss zum Westeingang. Es regnete und die Wolken hingen tief. Das war unser Glück, denn so hatten wir die Schlucht für uns allein. Beim Eingang in die Schlucht machten wir eine kurze Einstimmung und gingen dann einzeln los. Jeder ging in seinem Tempo durch die Schlucht und machte unterschiedliche Wahrnehmungen. Zwischendurch tauschten wir uns kurz untereinander aus, wenn sich unsere Wege kreuzten. Die Schlucht war fast bis zum Osteingang begbar, so dass wir die Schlucht in ihrer ganzen Länge erleben konnten. Auf dem Weg zum Osteingang waren wir die einzigen – wir begegnetem nur einem einzigen Menschen, der uns an den Kobold erinnerte, den Wendelin immer in Stansted dabei hatte. Welch ein Gesicht! Er ist verantwortlich dafür, die morschen Bretter des Steges zu ersetzen.

Wahrnehmungen
Für die meisten war es der erste Besuch in der Schlucht oder der erste Besuch seit ihrer Kindheit. Ich war schon oft in der Aareschlucht, aber noch nie hatte sie mir so viele Bilder und Informationen offenbart. Die Aareschlucht ist ein wunderschönes Beispiel von Yin und Yang.

Bei Innertkirchen fliesst die Aare in sanft geschwungenen Bögen in die enge Schlucht hinein. Es gibt mehrere Verengungen, wobei sich die engste Stelle kurz vor dem Ende der Schlucht befindet. Das Wasser scheint so stetig an Kraft zu gewinnen: es fliesst relativ ruhig in die Schlucht hinein, wird bei der ersten Verengung zusammengepresst, wodurch mehr Druck und Kraft entsteht. Bei der nächsten breiteren Stellen kann sich das Wasser wieder etwas beruhigen, aber nicht ganz, da die Schlucht nicht mehr so breit wie beim Eingang ist. Dann kommt bereits die nächste Verengung, die enger als die vorherige war. Das Wasser wird hindurchgepresst und gewinnt noch mehr an Druck und Kraft, um sich dann bei der nächsten breiteren Stelle wieder etwas zu beruhigen. Da aber die breiteren Stellen auch immer schmäler werden, spürt man richtig, wie die Kraft des Wasser aufgebaut wird. Kurz bevor der Fluss dann endlich wieder die Freiheit erlangt, muss er sich durch die engste Stelle, wo sich die gegenüberliegenden vertikal aufragenden Feldwände fast berühren, hindurchzwängen. Durch Reibung entsteht ja Energie und hier herrscht eine so starke Reibung, dass die Energie des Wassers einem fast erdrückt. Eindrücklich!

Yin und Yang ist aber auch bei der Beschaffenheit der Felswände zu sehen. Die Nordseite ist fast gerade und glatt, die Südseite hat immer wieder tiefe Einbuchtungen im Fels. Entsprechend fliesst das Wasser an der Nordseite rasch und geradlinig. An der Südseite fliesst das Wasser langsamer und es entstehen immer wieder Wirbel und faszinierende Muster auf der Wasseroberfläche. Ein stetes Spiel der beiden Polaritäten.

Schön sind auch die zahlreichen Gesichter, die auf den Felswänden zu erkennen sind, die unterschiedlichen Farben der Felsen und die Pflanzen, die überall spriessen, wo das Wasser nicht hinkommt.

Ebenso eindrücklich spürt man in der Aareschlucht, wie das Wasser immer einen Weg findet. Es kämpft sich – falls erforderlich – durch alles hindurch. Wasser findet immer einen Weg. Je nach Hindernis braucht es seine Zeit, aber Zeit spielt keine Rolle.

Da wir die Schlucht von der Westseite her betraten, gingen wir zuerst gegen den Strom, Das war ideal, denn damit verlangsamte sich automatisch unser Schritt und wir hatten mehr Zeit die Natur um uns herum wahrzunehmen. Beim Rückweg gingen wir mit dem Strom und dann zog es einige von uns richtig gehend hinaus. Für einige in unserer Gruppe repräsentierte der Gang durch die Schlucht den Geburtstagvorgang in der Natur oder bei uns Menschen. Dieses durch immer enger werdende Stellen Hindurchpressen, bevor es dann endlich geschafft ist und das Tageslicht erblickt wird. Für andere repräsentierte die Schlucht das Leben allgemein. Es gibt Lebensphasen, da scheint alles mühelos und harmonisch zu fliessen und dann kommen wieder Lebensphasen, durch die man sich richtig hindurch zu kämpfen hat, sich an anderen Menschen reibt, aber dadurch auch wächst. Ebenso wurde wahrgenommen, wie wichtig Reibung ist, denn nur wo Reibung ist, entsteht auch Energie oder anders ausgedrückt Entwicklungspotential. Es ist wichtig, dass es unterschiedliche Meinungen und Ansichten gibt und diese gegenseitig zu respektieren. So hat auch das traditionelle Denken seine Rolle. Wenn alle Menschen nur Pioniere wären, wäre die Menschheit wie ein Yang-Fluss: dynamisch, auf dem kürzesten Weg zum Ziel fliessend. Dabei würde viel verloren gehen, weil eben das Yin zu wenig Platz hat. Deshalb gilt es auch den Traditionalisten gegenüber Respekt zu zeigen.

Ritual
Bei den Vorbereitungen zu diesem Geomantentreffen sah ich mir die Aare zwischen Aareschlucht und Brienzersee sorgfältig an. Da beim Ausgang der Aareschlucht das Wasser vital, kraftvoll und inspirierend ist, suchte ich nach der geeigneten Stelle, wo wir als Geomanten einen Inpuls setzen können. Der aus der Aareschlucht herausfliessenden Aare wird noch ein ganz kurzes Stück des natürlichen Flusslaufes gewährt, bevor sie dann begradigt, eingeengt und für mich auch entseelt in Richtung Brienzersee fliesst. Dies war der optimale Platz, einen Impuls zu setzen. Denn man könnte losheulen, wenn man an die Kraft des Wassers in der Schlucht denkt und dann den schnurgerade dahinfliessenden Fluss anschaut. Noch schlimmer wird es, wenn man die Einflussstelle in den Brienzersee besichtigt. Flussdeltas gehören zu den schönsten und reichsten Landschaften. Ein Paradies für Pflanzen, Tiere und Menschen. Aber nichts davon – nur ein jämmerlich wirkender Fluss ergiesst sich unspektakulär in den wunderschönen Brienzersee hinein. Da ist keine Kraft mehr zu spüren. Das erklärt für mich zahlreiche Entwicklungen in der Schweiz! Denn wir trinken von diesem Wasser, waschen uns damit, wässern unsere Felder damit (siehe auch Bericht Geomantentreffen Unteraargletscher).

Nach rund 90 Minuten in der Schlucht und einer kurzen Kaffee-/Teepause zum Auswärmen gingen wir also zu diesem Platz. Lange hatte ich nicht gewusst, welches Ritual ich der Gruppe vorschlagen sollte, aber in den vergangenen Tagen hatte sich alles wie ein Puzzle ergeben. Für das Ritual benötigten wir 12 Personen. Die längste Zeit hatten sich 10 Personen für dieses Treffen angemeldet. Dann meldete Sonja an, eventuell 3 Freundinnen aus Holland mitzunehmen. Ich dachte: “Eine Person zu viel, aber es wird schon stimmen.“ Dann meldeten sich noch zwei Personen an und ich dachte: „Auch okay, vermutlich müssen es doch mehr als 12 Personen sein.“ Zwei Tage vor dem Treffen mussten diese zwei Personen wieder absagen und Sonja meldete, dass sie nicht drei, sondern nur zwei Freundinnen mitnimmt. So waren wir 12 Personen! Acht Frauen und vier Männer, was sich ebenfalls als perfekt heraus stellte.

Seit März 2016 beschäftige ich mich mehr mit I’Ching. Ich weiss noch nicht viel, aber ich wusste einfach plötzlich, dass wir damit zu arbeiten hatten. Ich liess mich führen und wählte Karten aus meinem i’Ching Kartenset aus. Es waren sechs Karten:

Ich zeigte also die Karten den Anwesenden und pro Karte taten sich zwei zusammen. Alle suchten sich einen Stein aus dem Fluss heraus, malten mit wasserfesten Stiften das Zeichen darauf und legten den Stein mit ihren eigenen Worten an einem geeigneten Ort in den Fluss zurück. Somit erhält das Wasser die Information dieser Hexameter und trägt diese zu allen Menschen, die mit diesem Wasser in Berührung kommen. Besonders schön fand ich, dass die beiden Freundinnen von Sonja aus Holland dort wohnen, wo der Rhein in das Meer fliesst. Wir alle gaben auch noch einige Tropfen der Quintessence Lady Nada von Aura-Soma (Liebe, die keine Begrenzung kennt) in die Aare, damit auch diese Energie sich mit dem Wasser verteilen kann. Da wir bis jetzt individuell gearbeitet hatten, war es wichtig, auch noch gemeinsam etwas zu machen. Deshalb gestalteten wir als nächstes am Ufer, geschützt zwischen Bäumen, ein Mandala. Wir verwendeten Steine, Pflanzen und Holz, die wir hier fanden. Zusätzlich vergruben wir rundum mitgebrachte Samen von Wiesenblumenen. Aus der Gruppe heraus entstand dann die Idee, das Mandala zu aktivieren. Und zwar so, dass die acht Frauen um das Mandala einen Kreis formten und ihre Energie mit dem Mandala verbanden, während die vier Männer einen grösseren Kreis formten und sich in den vier Haupthimmelsrichtungen positionierten, um ein schützendes Kraftfeld aufzubauen. Das war ein sehr kraftvoller Moment.

Zum Abschluss fuhren wir zu den Giessbachfällen, wo das Wasser sehr eindrücklich in den Brienzersee donnerte. Wer diesen Ort noch nicht kennt, sollte hier unbedingt einmal einen Besuch planen. Kombiniert mit einem Stopp im romantischen Giessbachhotel. Eigentlich hatten wir einen Tisch auf der Terrasse reserviert, aber wegen des schlechten Wetters platzierte uns das Management drinnen und zwar im „Belle Epoque Saal. Das war ein würdiger Abschluss. Denn wir alle waren voller Energie und in diesen hohen, hellen Räumen wurde sie nicht zusammengedrückt, sondern konnte sich im Gespräch weiter entfalten.

Text von Sandy Stewart